El Salvador

Nach pandemiebedingter Pause war es im August 2022 endlich wieder soweit: Die nächste Kaffeereise, diesmal nach El Salvador, konnte stattfinden. Ein Land von der Größe Niederösterreichs, in dem die Mordrate 2015 noch 18 Morde pro Tag betrug und in dem gerade Ausnahmezustand herrscht. Ein Land, in dem der Präsident Bitcoin als offzielle Landeswährung einführen ließ. Ein Land, das die besten Kaffees der Welt produziert.

Wir beziehen seit mehreren Jahren den Rohkaffee für The Force und the Spice von Carlos Polas Finca San Antonio in der Nähe von Juayua, am Fuße des Vulkans Santa Ana. Tato Hernandez, der diesen und viele andere Spitzenkaffees aus El Salvador importiert, hat uns bei der Vorbereitung unterstützt. Vielen Dank dafür!

Die Ankunft in San Salvador

Am späten Nachmittag kamen wir am Flughafen in San Salvador an und haben unseren Mietwagen übernommen. Der kam uns zwar anfangs etwas unhandlich  vor, hat uns aber mit Allradantrieb und Untersetzungsgetriebe gute Dienste geleistet.

Dann ging es auf der nächtlichen Küstenstraße Litoral nach Westen, wo wir gegen 22 Uhr im Hotel Juayua ankamen.

Juayua

Juayua ist eine kleine Stadt am Fuß des Vulkans Santa Ana. Dessen vulkanische Böden sind mit ein Grund für die außerordendliche Qualität der Kaffeeproduktion in der Region. Wir konnten den Vulkan vom Balkon unseres Hotels sehen, was in der Regenzeit nicht selbstverständlich ist.

 

Finca San Antonio

Am nächsten Tag hat uns Carlos Pola durch seine Finca geführt. Beschattung mittels durchdacht gewählter Bäume ist für qualitativ hochwertige Kaffees notwendig. Die Kaffeesträucher werden auf etwa zwei Meter zurückgeschnitten, und zwischen den Reihen ist ausreichend Platz für Luft, Sonne, Arbeiter oder für ein Foto.

Belebte Böden

Carlos legt großes Augenmerk auf nachhaltige Anbaumethoden. Stolz zeigt er uns das Myzel von Pilzen, die in Symbiose mit den Kaffeepflanzen für einen Kreislauf der Nährstoffe zwischen Pflanze, abgestorbenem Schnittgut und Boden führt.

Roya – Kaffeerost

Roya ist eine Pilzerkrankung, die sich am Beginn der Regenzeit epidemisch in Kaffeeplantagen ausbreiten kann. Wenn dieses Szenario eintritt, sind die sofortige Entfernung aller befallenen Pflanzenteile oder der Einsatz von Fungiziden die einzig wirksamen Maßnahmen, um einen Totalausfall zu verhindern.

Kaffeeindustrie in El Salvador

Zusätzlich zu Roya kam der Klimawandel: Regenfälle kommen oft zu früh, wodurch Kaffeepflanzen frühzeitig blühen. Oft folgt dann aber wieder eine Trockenperiode, in der die Pflanze ihre Blütenstände verliert, also Ernteausfall.

Der letzte Schlag gegen die Kaffeeindustrie war aber ein wirtschaftlicher: die Börsenpreise für Arabica-Kaffee fielen so weit, dass es sich für viele Bauern nicht mehr auszahlte, Kaffee anzubauen. Ein USDA Report aus dem Jahr 2018 stellt fest, dass das Land etwa 40.000 Jobs in der Kaffeeindustrie verloren hat. Heute leben nahezu 20% der Bevölkerung El Salvadors in den USA.

Carlos Strategie ist es, zu 100% auf Specialty Coffee zu setzen und den (teuren) Einsatz von Chemie so weit irgendwie möglich zu vermeiden.

Cupping

Natürlich hatten wir auch Gelegenheit, verschiedene Lots der vergangenen Ernte, die zum Zeitpunkt unseres Besuchs gerade auf dem Weg nach Österreich war, zu verkosten. Besonders beeindruckend der Honey Processed Pacamara. Glücklicherweise genau der Kaffee, den wir bestellt haben 🙂

Wir möchten uns bei dieser Gelegenheit nochmals ganz herzlich bei Carlos Pola für die Möglichkeit bedanken, in so kurzer Zeit so viel über Anbau von Kaffee in El Salvador erfahren zu haben.